Schon lange verfolge ich das schweizer Langstreckenteam Bolliger. Ich entdeckte sie als Horst Saiger noch für das Team fuhr und von jedem Rennen ein Video auf Youtube veröffentlichte. Je länger ich sie verfolgte, desto mehr Fragen kamen in mir auf. Und so nahm ich allen Mut zusammen und fragte beim Team Bolliger nach, ob sie an einem Interview interessiert wären. Kevin Bolliger, der Teamchef, antwortete mir schon bald und ich durfte ihn in der Werkstatt des Teams besuchen, irgendwo im Kanton Bern. Ich freute mich sehr. So fuhr ich an einem Mittwochabend mit meinem Caddy in Richtung Biel. Ich freute mich sehr. Dort angekommen wurde ich von Kevin und der Werkstattskatze freundlich begrüsst. An den Wänden der Werkstatt sind unzählige Bilder aus der nahen und fernen Vergangenheit von Motorräder, Rennen und Rennfahrer zu sehen. In der Mitte des Raumes standen drei Hebebühnen auf einer Stand eine Kawasaki ZX-10R und auf der anderen eine Kawasaki ZX-7. Dahinter sind Werkbänke mit unterschiedlichsten Motorradteilen wie Felgen oder Motoren zu sehen. Auch der ausgebrannte Motor aus Bol d'Or. Nach den ersten beantworten Fragen, tauchte auch Kevins Vater, Hämpu auf. Der frühere Teamchef ist nun im Hintergrund tätig und unterstützt Kevin. Für das Interview führt mich Kevin in die über der Werkstatt liegende Bar, "Hämpus Bar". Und da waren noch viel mehr Zeitzeugen vorhanden. An der Decke hingen alte Kombis, überall waren Pokale zu sehen es gibt eine Leinwand, dazu kommen wir später noch und eine Bar. An diese Bar setzten wir uns und ich begann Kevin mit Fragen zu löchern.
Luki: Wer seid ihr?
Kevin: Wir sind das Team Bolliger, aus dem bernischen Limpbachtal. Wir fahren Langstreckenmeisterschaft, das sind 8, 12 oder 24 Stundenrennen. Das Ganze mit Motorrädern. Es ist eine Seriennnahem Weltmeisterschaft. Wir fahren eine Kawasaki Ninja ZX 10, welche wir beide beim Kawasakihändler unseres Vertrauens kaufen können. Hat also nichts mit Prototypen zu tun. Wir sind das älteste Team in der Weltmeisterschaft und haben dieses Jahr die 43. Saison abgeschlossen. In dieser Zeit sind wir zwei Mal Vizemeister geworden, zwei Mal dritter und haben mehrere top fünf Ergebnisse. Dieses Jahr sind wir 6. geworden in der WM. Es ist in dem Sinn nicht schlecht gelaufen und das Ziel von Top fünf, haben wir knapp verfehlt.
Wer ist Teil ihres Teams? Wie viele Menschen braucht es, dass ein Rennwochenende zu Stande kommt?
Ja das Team hat schlussendlich hat 25 bis 30 Menschen. Mit dem Backoffic zuhause, sind wir wahrscheinlich 35 bis 38 Leute die in diesem Team an einem Strang ziehen und alle auf freiwilliger Basis. Das heisst es wird niemand entlöhnt es machen alle freiwillig und unentgeltlich mit. Wir sind eine grosse Familie mit einer grossen Leidenschaft. Auch die Fahrer sind nicht entlöhnt, wie bei allen Teammitglieder, kümmern wir us um Kost und logis und die Reisespesen. Wir übernehmen von allen die Reisespesen, das heisst es muss niemand geld investieren, damit er mit uns mitkommen kann. Für die Teammitgleider ist es ein Hobby, dass nichts kostest.
Welche Aufgaben stehen während einem Rennen an?
Bevor wir hier abfahren müssen wir alles vorbereiten und auf seine Richtigkeit überprüfen. Beim Motorrad sicherstellen, so dass man sicher ist, dass alles bereit ist. Auf mechanischer Seite gibt es viel Vorbereitung, die man in das Motorrad steckt, Zeit vor allem. Es müssen auch Ersatzteile mit, gewisse Komponenten haben wir in 10-facher Ausführung dabei, gewisse in 5-facher und gewisse Sachen einfach einmal oder Zweimal. Und das muss alles tiptop vorbereitet und sauber sein. Ich möchte jeweils ein sauberes und schönes Motorrad ausladen können auf der Rennstrecke. Zuhause fällt natürlich sehr viel Administratives an: Social Media, Trainings buchen oder Lizenzen für die Fahrer lösen und Sponsoren müssen ins Boot gehollt werden. Das ist alles, was vor einem Rennen anfällt. Auch Hämpusbar muss bereit sein, damit die Liveübertragung stattfinden kann. Das muss alles vorbereitet sein so, dass wenn man einlädt und losfahrt keine Sorgen mehr hat.
Und dann am Freitagabend, vor dem Rennen, wird das ganze Motorrad auseinander genommen, so dass nur noch der Rahmen mit dem Motor und der Schwinge da steht. Dann wird alles geputzt fein säuberlich kontrolliert, revidiert, für etwa 10 000 Franken wird wieder neues Material in das Motorrad eingebaut. Das bedeutet, dass Kupplung, Getriebe, Kühler und Auspuffanlage neu aufgebaut wird, um alle Risiken zu minimieren. Dann geht es ins Rennen und man hofft, dass man nicht irgendwie ein Defekt eingebaut hat, das es keinen Sturz gibt und dass die Motoren halten. Der Rest ist einfach: Schnell fahren, gute Boxendstopps, keine Fehler machen und dann bist du am Schluss bei den Leuten.
Du hast vorher das Public Viewing erwähnt das hier statt findet, gibt es da draussen dann ein Campingplatz?
Nein, hier oben ist dann recht voll und es sind dann 20 bis 30 Menschen hier in der Bar, die unsere Langstreckenrennen aus dem bernischen Limpbachtal mitverfolgen. Hämpu grilliert unten und meine Mutter ist hier oben am Buffet. Die Leute aus dem Dorf rufen vor dem Rennen meiner Mutter an und teilen, mit was sie mitbringen. Einer bringt Zopf, ein anderer bringt Lachs, das ist dann ein halbes Dorffest hier oben. Während einem Rennen ist hier durchgehend offen, du hast teilweise Leute die mit den Schlafsäcken kommen und hier auf einem Campingstuhl oder Liegestuhl schlafen. Manchmal hat es auch draussen ein Camper oder zwei. Je nachdem zieht meine Mutter durch. Wenn um halb 6 Uhr morgens der letzte geht und die ersten um halb 7 wieder kommen, dann geht sie zum Becker hinten in die Backstube rein und holt Gipfeli. Klar in Bol d'Or dieses Jahr(das Team Bolliger musste abbrechen), hatte sie dann irgendwann Feierabend gemacht. Grundsätzlich ist es immer bedient auch, wenn wir nicht oder nicht mehr fahren. Sogar in Barcelona wo es keine offizielle Liveübertragung gab, hatten wir eine Cam in der Box, da konnte man in Hämpusbar Livebilder aus der Box sehen und hatten einen gemütlichen Abend. Und auch Suzuka schauten wir hier und es waren am Schluss trotzdem 10 oder 15 Nasen da, obwohl wir nicht am Start waren.
Das heisst nach Suzuka geht ihr nicht?
Wir waren 15 Mal drüben. Dieses Jahr reichte es finanziell nicht. Und nun mit dem Schaden den wir in Bol d'Or hatten, wird es auch für nächstes Jahr prekär. Ziel ist es natürlich schon, dass man gehen kann aber man muss von Saison zu Saison schauen. Ich war 13 Mal da und es ist eines der geilsten Rennen, die es gibt. Also das ist zu oberst oben auf meiner Bucketlist, dass wir da wieder hingehen, defintiv.
Wie viele Rennen sind es im Jahr?
Vier.
Und ihr seit eines nicht gefahren?
Ja und bei einem weiteren hatten wir einen Ausfall.
Und trotzdem wurdet ihr 6. In der WM am Schluss?
Ja wir hatten zwei starke Rennen dieses Jahr. Rein rechnerisch gesehen hätten wir bis auf den 15. Platz zurückfallen können. Ich muss zugeben mit dem 6. Platz hatten wir ein gutes Endresultat.
Mit welchen Schwierigkeiten habt ihr während einem Rennen zu kämpfen?
Mechanische hoffentlich selten. Es muss einfach halten und du bereitest das Motorrad ja mit bestem Wissen und gewissen vor, das es durchhält. Dein grösster Gegner, bist ganz sicher du selber. Müdigkeit, Unzuverlässigkeit, sind Faktoren die Einfluss haben. Es ist natürlich so wenn morgens um 4 Uhr das Motorrad reinkommt, muss man das Rad genau gleich gut anziehen, wie man das am Nachmittag um drei Uhr gemacht hatte. Das ist so das, wo man als Teammitglied am meisten zu kämpfen hat. Mir fällt es weniger schwer, ich habe schon ein paar 24 Stunden Rennen hinter mir. Jemand der das erste Mal dabei ist, hat es schon schwieriger. Es ist das körperliche aber es hat auch mit dem Mentalen zu tun. Dann kommen die Wetterbedingungen dazu. Die Temperaturen als Beispiel, in Le Mans geht es nachts gegen die null Grad. Für die Fahrer mit dem Fahrtwind sind das dann Minusgrade. Auch mit dem Pneu ist es dann nicht ohne. Deshalb haben wir Mechaniker Heizwesten an. Damit wir einen etwas warmen Körper haben, weil du weisst wie es ist, wenn du kalt hast, es ist einfach ein «Schissdräck». Man kann auch nicht unendlich Elektroheizöfen einstecken, weil irgendwann haut es die Sicherung raus. Wiederum in Barcelona herrschte die ganze Nacht über 25 °C, da ging man in der Box drinnen fast kaputt.
Die 24 Stunden durchbeissen und durchhalten ist etwas vom schwierigsten, das ist das, was dich am meisten abnützt. Klar wenn du in den ersten 5 drin bist geht das gut, du bist etwas nervöser wie wenn du etwas abgeschlagen bist und schon zwei Stürzte hinter dir hast, da erschrickt man nicht mehr so wenn der Speaker einen Sturz mitteilt. Da geht es dann auch um die Motivation. Der Endgegner ist die Müdigkeit, definitiv.
Wie regelmässig wechseln die drei Fahrer während eines Rennens?
Die Fahrer wechseln im Normalfall beim Tanken. Sprich, das sind 40-45 Stints, im Idealfall 50 Minuten. Dann wird der Fahrer und die Räder gewechselt, getankt und der neue Fahrer geht wieder raus. Es kann auch sein, dass man aus strategischen Gründen Doublestints macht, das heisst, dass der gleiche Fahrer zweimal hinter einander rausfährt. Gründe sind in der Regle Wetterumschläge. Einer fährt im Regen draussen, die Piste trocknet ab und der Fahrer reinkommt um zu tanken. Dann macht es Sinn, dass der nochmals rausgeht weil er die Witterung und die Piste kennt. Und wenn er allenfalls nach weiteren 20 Minuten reinkommt um Slicks zu holen, weil es wieder trocken ist, dann schickst du dann den anderen raus, weile der neue Fahrer die Strecke in diesem Zustand kennt. Es kann auch sein das einer in der Nacht einbricht, schwächelt, dann wird dieser Fahrer übersprungen. Oder einer liegt noch in der Physio und der Physiotherapeut sagt, dass der Fahrer noch nicht raus kann. Es sind dann strategische Entscheidung, die du machen musst.
Wieso Kawasaki?
Gute Frage, die solltest du Hämpu stellen. Für mich ist klar es gibt nur Kawasaki. Hämpu startete 1982 mit Suzuki. 1989 wechselte er dann auf Kawasaki und seit dem blieb die Marke.
Hämpu: Ich begann mit einem Kawasaki 1975. Langstrecke begann ich mit Suzuki bis 1988. 1989 habe ich mit einem Kawasakihändler Kontakt aufgenommen und so begann die Zusammenarbeit. Über die Jahre auch mit dem Importeur bildete sich ein enges Verhältnis. Ich habe immer gesagt Kawasaki ist für den Rennsport das kostengünstigste Motorrad, sicher damals. Und nun bleiben wir bei Kawasaki, es gab sicher Jahre in welchen ich auch andere Angebote hatte aber nur wegen des Geldes wollte ich nicht wechseln. Für mich musste das ganze Umfeld stimmen. Das sind mittlerweile 35 Jahre, in welchen wir mit Kawasaki zusammen arbeiten, das ist schon eine Bindung, oder nicht? Es gibt drei Sachen beim Team Bolliger, die Nummer 8, Kawaskai und Motorex, das gehört zusammen. Ja das ist es.
Wo ist der Unterschied zwischen der originalen Kawasaki ZX-10R und eurem Bike?
Es ist einfacher, wenn ich dir sage, was noch original ist, das ist weniger. Das ist der Rahmen und der Motor. Der Rest ist alles ausgetauscht. Am Rahmen darfst du gar nichts verändern und der Motor darfst du nach Reglement verändern. Kippnockenwelle, Kippgetriebe und Steuerzeiten darf man zum Beispiel verändern. Für den Rest sagt dir niemand was du machen musst.
Das heisst das Langstreckenmotorrad ist vergleichbar mit einem Superbike?
Ja, haargenau. Der einzige Unterschied, in der Superbike muss das Motorrad 24 Runden halten, bei uns 24 Stunden. Deshalb haben wir keine Superbikemotoren drin, weil die halten die in der Regel 1000 bis 1500 Kilometer und dann sind die Motoren durch.
Wie viele Kilometer hat man anch einem Langstreckenrennnen auf dem Zähler?
Mit den Training und allem sind es 5000 km. Das Rennen ist zwischne 3600 und 3800 km lang.
Baut ihr das Motorrad selbst um?
Ja. Am Anfang der Saison oder anfangs neue Modellreihe, dann kaufen wir zwei Motorräder. Dann wird alles voneinander genommen, was nach einem Spiegel oder nach einem orignalen Licht aussieht fliegt raus. Ein Motorrad geht zum Schalenbauer. Dort werden die Schalen aus Polyester und Karbon gebaut. Am zweiten Motorrad beginnt man dann mit dem Aufbau. Maschienenbaumässig, ich bin gelernter Polimechaniker, so kann ich die Teile selbst konstruieren, entwickeln und herstellen, wie ich sie will. Was für mich als Polimechaniker natürlich das Paradis ist. Später kommt die Sisyphusarbeit, es gibt zehn Schalen und die gehen zum Lackierer bevor ich dann alle Kleber anbringen muss. Klar mit der Hilfe von Nicole meiner Teamkoordinatorin und auch den andere Teammitglieder. Was eine grosse Arbeit ist, ist das Designe. Am letzten Design arbeiteten wir vom August 2021 bis März 2022. Von diesem Design gibt es 100 verschiedene Varianten.
Für mich ist es Kawasakigrün mit Kleber drauf, man sieht die Arbeit dahinter nicht auf den ersten Blick.
Ja das stimmt, es kommt auch keiner und sagt, hey cool gemacht. Du musst mal da bei dem Scheinwerfer schauen, siehst du, dass dich dort Menschen anschauen? Links neben der Lampe auf dem Kleber. Das ist ein Teamfoto dass sich im Hintergrund befindet. Darunter hast du ja noch eine zweite Lampe, siehst du dass da drei Sachen stehen? Spirit, 1982 und Passion. Das sind die drei Sachen die unser Team ausmachen. Das sieht niemand. Du bist einer von wenigen Personen die das wissen. Nicht, dass ich es geheim halten will aber einfach weill ich niemand darauf aufmerksam gemacht hatte. Am Schluss geht das darum, das du ein schönes Motorrad hast oder nicht. Das schöne ist, wir sind kein Werksteam, bei uns sagt niemand diese Ecke da, die muss grün sein. Mit den Sponsoren muss man sich jedoch absprechen und das Design genehmigen lassen. Das erste Design, das wir von dem Motorrrad unten hatten, wurde zum Beispiel von Motorex grosszügig abgelehnt.
Wie finden sie ihre Fahrer?
Man kennt sich in der Szene. Man hat sich als Team einen gewissen Namen, einen Ruf, verschafft, so dass die Fahrer sagen, hey ich will mal für euch fahren. Lustige Anekdote: Nico hatte sich schon ein Jahr vorher bei uns beworben, dann habe ich gesagt nein das wird nichts, weil du fährst aktuell BMW und BMW-Fahrer können in der Regel nicht Kawasaki fahren. So habe ich mich für Jan entschieden und Nico wechselte in die IDM und fuhr dort auf einer Kawasaki. Als sich ende Saison bei mir ein Fahrer verletzte, rief ich Nico an und sagte ihm, dass ich gesehen habe wie schnell er mit einer Kawasaki fuhr, willst du bei uns fahren? Er lachte und meinte, dass ich vor 8 Monaten nichts davon wissen wollte aber er käme gerne. Und so kommt man zu Fahrern, weil man sich irgendwann kennen lernt. Ich sehe ja auch die Fahrer die aus der Supersport WM, MotoGP oder Moto2 rauskommen, weil sie da nicht mehr genug gut sind, wie Alex Torrero mein Fahrer der aus der Moto2 kam. Er wurde mir via spanischen Kollegen empfohlen. Eigentlich ein ganz normaler Bewerbungsprozess.
Das heisst es ist ziemlich offen wer für euch fahrt, ausser sie fahren vorher BMW?
Ja das war damals einfach so, der BMW ist von der Basis aus ein sehr gutes Motorrad. Er hat eine ganz andere Basis gegenüber der Kawa. Kawa ist ein sehr gutes Motorrad ein sehr starkes Motorrad aber ist nun auch schon etwas älter wie die Suzuki auch. Durch das hat die Kawa eine Elektronik, die älter ist und anderen Elektroniken etwas hinterherhinkt. So ist eine BMW fahrbarer, für jemand der nur BMW fährt, wie eine Kawasaki. Darum sage ich, dass BMW-Fahrer in der Regel Mühe haben eine Kawasaki zu fahren.
Was ist ihr Ziel für die kommende Saison?
Grundsätzlich bleibt es unverändert, Top 5 in der WM, das ist das Ziel. Wir wollen als Team uns verbessern können, wir wollen wachsen. Wir möchten den Rückstand auf die ganz schnellen Privatteams verringern und unter Umständen dem einen oder anderen Werksteam ein Schnippchen schlagen können.
Was macht das Team Bolliger im Winter?
Ich bin natürlich froh, wenn es nicht gerade einen Totalschaden gab, dann habe ich einen etwas ruhigeren Winter. Viele haben das Gefühl im Winter habe man nicht so viel zu tun aber mein schlimmster Monat ist der Oktober, dann sind alle Ausstellungen und Events. Nächstes Wochenende ist das Pizzafest, dann kommt das Abschlussfest und dann muss das Motorrad nach Mailand an die Eicma, die im November ist. Dann stellt sich die Frage, ob man die neuen Komponenten noch testen gehen will. Und dann ist Dezember, der ist eh kurz, mit Weihnachten. Dann ist Januar da haben wir unsere Ausstellung. Dazwischen sind noch viele Sponsorengespräche. Den Februar gibt es gar nicht, weil der ist so kurz, den zählen wir gar nicht. Und dann ist schon März und es geht wieder los. Also der Winter ist sehr stressig. Ich selber spiel noch Eishockey was auch noch Zeit kostet. Aber das brauche ich, das möchte ich. Ich brauche das Hockey spielen als Balance. Wie gesagt, das private darf auch nicht zu kurz kommen.
Wie finanziert ihr euch?
Viel machen wir über Sponsoren, einen grossen teil über unsere Feste(Pizzafest und Abschlussparty) die wir organisieren, Fanshop oder auch verkauf von alten Motorrädern und Motoren die wir haben. 100er Club.
Wie sieht es mit dem Classic-Projekt aus?
2012 begannen wir mit der Kawasaki GPZ 1100 und fuhren bis 2018. Dieses Jahr machte Hämpu mit einer Kawasaki ZX7 den Rollout am Schallenberg Bergrennen. Jetzt muss man schauen, irgendwann passt die in ein Reglement rein, momentan passt sie noch nicht ins Classic-Reglement. Es kommt darauf an wie sie das Reglement öffnen oder lockern für diese Jahrgänge. Und dann kann es sein, dass wir wieder Classic-Langstrecken-Europameisterschaft fahren. Oder einfach einzelne Rennen, Boldor-Classic zum Beispiel, das wir einmal gewinnen konnten.
Start an der Classic TT auf der Isle of man steht auch zur Diskussion?
Nein, ich kenne keinen Fahrer, der das möchte, aktuell. Für Hämpu sowieso nicht, der ist 70. Der Horst(Saiger) ist fertig, Roman(Stamm) wollte nie und meine drei Fahrer, die ich jetzt habe, die möchten das auch nicht. Was vielleicht mal sein kann ist, ein Bergrennen wie am Schallenberg oder vielleicht sagt mal einer komm wir gehen nach Macau, was auch Roadracing ist, was auch gefährlich ist aber nicht so gefährlich wie auf der Isle of man. Wie gesagt das liegt in der Zukunft. Aber eines ist klar für Road Racing wird niemand überredet.
Und nun noch die Abschlussfrage, wie erklärst du dir diesne Erfolg?
Was ist Erfolg? Manchmal hat man eine erfolgreiche Saison, manchmal eine weniger erfolgreiche Saison. Ganz klar. Der grösste Erfolg hatten wir sicher zwischen 2010 und 2015 aber dann war die Konkurrenz kleiner. Nein ich will die Leistung nicht schmälern aber in der jetzigen Zeit ist es schwieriger so weit nach vorne zu kommen wie damals. Die Zeiten haben sich geändert. Man hat andere Reifen und andere Elektronik. Du brauchst Leute, die die Elektronik verstehen aber auch damit umgehen können. Schlussendlich sind das die Schlüsselspieler. Hämpu schrieb ein Buch und dort heisst es «das Team ist der Star!». Heute ist es einfacher Fehler zu machen oder zu versagen, da alles mehr am Limit ist. Hingegen wenn man dann mal einen 4. Oder 5. Platz einfährt, das hat einen ganz anderen Wert wie früher. Als wir 2005 Vizeweltmeister wurden, das hatte niemand geglaubt, das hat sich auch niemand getraut zu erdenken. Das würde heute genau denselben Hype geben, nur die Möglichkeiten früher waren beschränkter man hatte damals viel weniger Unterstützung, man fuhr ein Rennen mit viel weniger Aufwand, wie heute. Deshalb kann man den Erfolg von Damals nicht mit heute vergleichen. Die Zeiten haben sich geändert. Aber warum man Erfolg hat, das ist ganz sicher Hämpu zu verdanken, weil er immer zielstrebig dran blieb. Er hat mich in dem Sinn auch zu dem gemacht, der ich nun bin. Ich habe eine Lebensschule durchgemacht, manchmal jetzt noch. Wir sind nicht immer gleicher Meinung, wir haben das Heu nicht immer auf derselben Bühne. Der Wille etwas zu erreichen, etwas zu bewegen, das ist sicher das, was uns zum Erfolg verholfen hatte, ganz klar.
Die Fotos wurden mir vom Team Bolliger zur Verfügung gestellt.
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